Nordzucker Post 4/2025 - 30. Oktober 2025
Erfolg ist Teamarbeit – auch in herausfordernden Zeiten
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
die Rübenkampagne läuft seit September auf Hochtouren. Die Bedingungen in den meisten Anbauregionen sind gut, die Verarbeitung läuft in allen europäischen Werken stabil und auf hohem Niveau. Aktuell gehen wir von überdurchschnittlichen Rübenerträgen und Zuckergehalten im Vergleich zum fünfjährigen Durchschnitt aus. Auch die Qualität der Rüben ist bisher gut.
Was eine gute Nachricht ist, hat leider auch eine Kehrseite. Die Freude über die Kampagne wird durch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen getrübt: Die Zuckerpreise in der EU stehen nach einer kurzen Erholung aufgrund der Anbauflächenreduzierungen auch dieses Jahr wieder sehr stark unter Druck. Preissteigerungen sind aktuell weder in der EU noch auf dem Weltmarkt absehbar. Gründe dafür sind die zweite überdurchschnittliche Ernte in der EU in Folge und gute Ernten auch in den anderen großen Erzeugerländern wie Brasilien, Indien und Thailand.
Die Folgen spiegeln sich in den Zahlen des ersten Halbjahres: Der Umsatz des Nordzucker-Konzerns liegt unter dem Vorjahreswert; beim operativen Ergebnis verzeichnen wir einen Verlust. Trotz aller Fortschritte unserer Exzellenzinitiativen und Optimierungen rechnen wir für das gesamte Geschäftsjahr 2025/26 mit einem negativen Ergebnis. Aktuell sind zudem die Aussichten für das folgende Geschäftsjahr weiterhin herausfordernd. Seit dem Ende der Quotenregelung in der EU ist uns klar, dass Schwankungen an den Märkten aufgrund der Marktzyklen hin und wieder zu einem negativen Ergebnis führen können. Darauf haben wir uns in den letzten Jahren vorbereitet und Nordzucker kann aufgrund seiner nach wie vor starken Finanzposition mit so einer Situation umgehen. Doch unser Anspruch war und ist, zwei Verlustjahre in Folge unbedingt zu vermeiden und wir werden alle Anstrengungen unternehmen, um dieses Ziel zu erreichen. Das ist wichtig, um langfristig eine robuste Eigenkapitalausstattung sicherzustellen.
Ein wettbewerbsfähiges und nachhaltiges Kerngeschäft in Deutschland und unseren anderen Ländern in der EU ist für uns essenziell. Mit unseren Exzellenzinitiativen wollen wir in den kommenden Jahren Einsparungen und Optimierungen von rund 100 Millionen Euro realisieren. Gleichzeitig setzen wir auf Wachstum vor allem im Geschäftsfeld Rohrzucker und auch im Bereich der alternativen Proteine.
Alle Partner entlang der Wertschöpfungskette tragen dazu bei, dass die Zuckerrübe attraktiv bleibt und gute wirtschaftliche Perspektiven bietet. Gemeinsam werden wir zum Beispiel Wege finden müssen, mit Unwägbarkeiten infolge unberechenbarer Witterungsbedingungen besser umzugehen – etwa durch flexiblere Mengensteuerung im Rahmen der Rübenverträge. Außerdem gehört neben internen Maßnahmen zur Kostenoptimierung auch mehr Beweglichkeit bei den Rübenpreisen zur Sicherung unseres Ergebnisses, der Dividenden und der finanziellen Stabilität von Nordzucker dazu.
Wirtschaftlicher und nachhaltiger Rübenanbau gelingt nur gemeinsam. Ein Beispiel dafür ist die Bekämpfung von Pflanzenkrankheiten wie den SBR-Komplex*. Gemeinsam mit Landwirtschaft, Verbänden, Politik und Wissenschaft arbeiten wir an Gegenmaßnahmen. Auch wenn die Auswirkungen auf die diesjährige Ernte aktuell noch gering sind, bleibt die Ausbreitung der Schilf-Glasflügelzikade, die die Krankheit überträgt, eine der größten Bedrohungen für den Zuckerrübenanbau. Mit Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer, der Ende Oktober die Modellregion in Sachsen-Anhalt besuchte, konnten wir uns über den Einsatz verfügbarer Pflanzenschutzmittel, über langfristige Forschungsförderung und angemessene Rahmenbedingungen für Fruchtfolgeanpassungen austauschen.
Wie gesagt, kann Nordzucker mit der aktuellen schwierigen wirtschaftlichen Situation umgehen. Das heißt konkret: Wir halten unseren Kurs, investieren weiterhin in die Modernisierung unserer Werke und führen unser GoGreen-Programm für die Dekarbonisierung der Produktion in unseren Zuckerfabriken bis spätestens 2050 konsequent fort. Unsere bisherigen und geplanten Investitionen – auch die in die Dekarbonisierung in den Werken und auf dem Feld – orientieren sich dabei einzig und allein an Wirtschaftlichkeit und Sicherstellung unserer Marktfähigkeit. So stärken wir unsere Wettbewerbsfähigkeit in einem volatilen Umfeld und sichern die Zukunft des Zuckerrübenanbaus.
Es grüßt Sie herzlich
Lars Gorissen, CEO
*SBR-Komplex steht für das Syndrome Basses Richesses (SBR) in Kombination mit Stolbur. Es kann die Verarbeitbarkeit und den Zuckergehalt der Zuckerrüben sowie ihre Lagerfähigkeit stark beeinträchtigen.